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Nachwuchsmangel in der Landwirtschaft

Geschrieben von Agrarmagazin | 12.10.22 22:00

Die Gründe des Nachwuchsmangels

Einen landwirtschaftlichen Betrieb zu führen, ist für viele junge Menschen keine Perspektive, viele wollen unabhängig Karriere machen oder können von der Landwirtschaft alleine nicht leben. Zudem sind die Arbeitsbedingungen auf den ersten Blick wenig attraktiv. Lange Tage bei körperlicher Belastung können sich viele nicht für ihre berufliche Zukunft vorstellen. Zum anderen wird man mit einem landwirtschaftlichen Betrieb auch nicht unbedingt reich, wenn nicht die Generation davor die Grundlagen dafür geschaffen hat. Ständige Existenzangst aufgrund von gestiegenen Preisen, Lieferengpässen, zum Beispiel von Düngemitteln, und hohe Investitionskosten, um mit dem Lauf der Zeit mithalten zu können, sind die Realität.

Einstieg in die Landwirtschaft nur mit Grund & Boden oder Pacht

Ein weiterer Grund für den Nachwuchsmangel stellt die benötigte Landfläche für den Betrieb dar. Bevor der Nachwuchs einen landwirtschaftlichen Betrieb führen kann, benötigt er einen Hof mit Feldern und Wiesen. Wenn man in einer Familie aufwächst, die bereits einen landwirtschaftlichen Hof besitzt, erleichtert dies den Einstieg in die Landwirtschaft und der Hof kann übernommen werden. Ist dies jedoch nicht der Fall, sind die Hindernisse als Landwirt tätig zu werden nicht gerade gering. Zuerst einmal bedarf es einer Ausbildung. Dann braucht man noch eine geeignete Landfläche und steht vor der Frage der Finanzierung. Spätestens hier fehlen vielen die finanziellen Mittel. Und mit wenig bis keinem Startkapital einen landwirtschaftlichen Betrieb zu gründen, ist keine leichte Aufgabe. Ein Neueinstieg über Verpachtung ist eher die Seltenheit.

Landwirtschaft attraktiver gestalten

Wie sollte den jungen Landwirten also geholfen werden, um ihnen den Einstieg zu erleichtern und somit dem Nachwuchsmangel entgegenzuwirken? Zuerst einmal braucht es finanzielle Anreize. Dies kann etwa in Form von Startkapital, einer Zuzahlung beim Kauf von landwirtschaftlichen Betriebsmitteln, wie Melkanlagen oder Fahrzeugen oder eine Zuzahlung bis zu einem gewissen Alter erfolgen. Dies unterstützt den Landwirt so lange bis er durch seine Erträge auf eigenen Beinen stehen kann. Zudem kann man über Steuererleichterungen für Landwirte nachdenken und die Übernahme des Hofes von der Familie organisatorisch erleichtern. Auch die Förderung für Beratungen bei Hofübergaben wäre eine Option.

Ein vereinfachter Zugang zu Landflächen, beispielsweise durch innovative Methoden der Beteiligung an Betrieben und eine verbesserte Markttransparenz sind für die neuen Landwirte von Bedeutung. Wenn sie die Mengen- und Preisentwicklungen besser im Blick haben, hilft ihnen dies, ihre eigene finanzielle Situation besser einzuschätzen und die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Zudem braucht es Bildungsangebote für die Nachwuchslandwirte auch nachdem die eigentliche Ausbildung abgeschlossen ist, damit die Landwirte immer auf dem neuesten Stand sind. Die Bildungsangebote werden durch Informations- und Beratungsangebote ergänzt.

Landwirtschaft ist heute hochdigital

Ein weiterer wichtiger Schritt für die Unterstützung des Nachwuchses ist die Modernisierung und vor allem die Digitalisierung. Immer modernere Maschinen unterstützen die Landwirte bei ihrer Arbeit. Sei es etwa durch Roboter, die bei der Tierhaltung unterstützen oder selbstfahrende Traktoren, die die Felder allein bearbeiten und über eine App gesteuert werden. Und auch die Digitalisierung schreitet kontinuierlich voran. Betriebs- und Futtermittel werden nicht mehr nur offline, sondern im Internet gekauft und die Gesundheitsdaten der Tiere werden in einer Datenbank gespeichert, auf die auch der Tierarzt zugreifen kann. Landwirt ist damit ein hochdigitaler Beruf, was für viele junge Menschen spannend sein kann. Es mangelt aktuell nur an der Positionierung des digitalen Aspekts der Landwirtschaft – also Personalmarketing zur attraktiveren Darstellung des Berufsbilds „Landwirt“.

Und wenn es dann doch klappt: Die Hofübergabe

Es ist so weit, der Nachwuchs hat sich entschieden, den Hof zu übernehmen. Besser kann es für den Landwirt gar nicht laufen. Dem Landwirt muss aber auch klar sein, dass er die Zügel jetzt nicht mehr in der Hand hält, sondern sein Nachwuchs. Dieses „Loslassen“ ist eines der häufigsten Konfliktpotentiale in der Familie. Der erfahrene Landwirt kann ihm beratend zur Seite stehen, selbst eingreifen und damit dem jungen Landwirt die Chance zu nehmen, es selbst zu machen, ist aber tabu. Denn es kann, wie auf einem Schiff, nur einen Kapitän geben.

Doch auch für den neuen Landwirt stellt die Hofübernahme eine Herausforderung dar. Auf ihm lastet ein großer Druck alles richtig zu machen und den Erwartungen seines Vorgängers gerecht zu werden. Die Parteien sollten daher bei der Hofübergabe und auch danach im Dialog stehen, um Enttäuschungen zu vermeiden und die Aufgabenbereiche klar zu definieren.

Abschließend lässt sich festhalten, dass junge Menschen mehr Unterstützung bei der Übernahme oder der Gründung eines landwirtschaftlichen Betriebs brauchen. Die zunehmende Modernisierung und Digitalisierung der Landwirtschaft und der daraus resultierenden einfacheren Gestaltung der Arbeit und Flexibilität, bietet eine Chance für junge Menschen eine berufliche Zukunft als Landwirt anzustreben.

Die Landwirtschaft ist schon heute hochdigital. So können etwa Betriebsmittel einfach und bequem online bei agrimand gekauft werden.